»Jimmy, beeil Dich! Mom muss zur Arbeit!«
Wie immer musste Dr. Ellen Ruxton den kleinen Jimmy zur Eile mahnen. Sie war alleinerziehend und arbeitete als Biochemikerin an der University of Nevada in Reno. Schon am Vormittag versprach dieser Sommertag, heiß zu werden. Dementsprechend trug Ellen eine beige Bluse und eine apricot-farbene Stoffhose. Die 31-jährige bevorzugte helle Kleidung in einem schlichten Stil. Ihre dunkelblonden Haare trug sie meist hinten zusammengebunden. Ihr Gesicht war schmal, um die gerade Nase verteilten sich dezent ein paar Sommersprossen. Ihre Lippen hatte sie heute dezent rosa gefärbt, die Ränder dunkelrot nachgezogen.
Wieso ich sie so genau beschreiben kann? Sie saß mir in der S-Bahn gegenüber. Es ist gut, wenn man immer was zum Schreiben dabei hat.
Alles in allem war Dr. Ellen Ruxton eine schlanke, sportliche Frau von natürlicher Attraktivität und Ausstrahlung. Zumindest momentan war jedoch der fünf-jährige Jimmy der einzige Mann in ihrem Leben. Sie beide bewohnten ein bescheidenes Häuschen am Rande von Reno.
»Mom, ich will nicht in den Kindergarten!«, maulte der kleine Blondschopf an ihrer Seite.
»Es ist heute nicht für lange, Jimmy. Ich hole Dich heute Nachmittag ab und dann geht es ins Schwimmbad.«
Aber auch dies wirkte nur wenig verlockend. Der Kleine probte den Aufstand. »Ich will zu Hause spielen!«
»Jimmy! Bei dem schönen Wetter bleibt die Playstation aus! Los rein jetzt!« Ellen war dabei, die Geduld zu verlieren.
Kommt Euch das bekannt vor? In „Double Standard – Doppelmoral“ wird dieses kleine Familienglück empfindlich gestört...