Leonhard Winther
kommt vor in:
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leitet eine Klinik am:
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Während FBI-Agentin Carletta Tibbs und Comissario Fabiano Pagano zum Lago di Vernago fahren, erfährt der Leser durch Fabiano Näheres:
»Professor Winther ist Direktor einer Nervenheilanstalt am Lago di Vernago. Auf seiner Homepage preist er die Ruhe und Abgeschiedenheit seines Hauses an. Er betreut ausschließlich Privatpatienten. In einer knappen halben Stunde werden wir ankommen. Ich war noch nie dort, aber die Lage muss fantastisch sein.« Fabiano zeigte über das Lenkrad nach vorne. »Sehen Sie die riesige Staumauer? Dahinter liegt der See.«
... und als sie ihm schließlich gegenüber stehen:
Hinter dem schweren, mit Eichenholzschnitzereien verzierten Schreibtisch erhob sich ein stattlicher Mann mit kahlgeschorenem Kopf. Carletta schätzte ihn auf mindestens einen Meter neunzig.
»Carletta Tibbs, ich bin Special Agent beim FBI in Quantico«, sagte Carletta, während sie Winthers kräftigen Händedruck spürte.
»Carletta ist ein italienischer Vorname. Ihre Physiognomie ist eindeutig südländisch-mediterran. Haben Sie italienische Vorfahren?«
Sie musste sich zusammennehmen, denn Winthers graugrüne Augen musterten sie mit einem stechenden Blick, dem sie gerne ausgewichen wäre.
Die Ermittler interessieren sich für Professor Winthers Vergangenheit, denn er war weit mehr als "nur" Direktor einer Nervenheilanstalt. In der DDR führte Winther neurochirurgische Experimente an Menschen durch, hatte nach dem Fall der Mauer noch eine Professur in Prag, bevor ihm die Lehrbefugnis entzogen wurde. Bei der Vernehmung kooperiert der Professor mit den Ermittlern, beantwortet bereitwillig ihre Fragen und erweist sich dabei als ausgesprochen eloquent.
Professor Winther machte eine rhetorische Pause und wurde nachdenklich: »Wir mussten feststellen, dass dieselbe Hirnregion nicht bei allen Menschen die gleiche Funktion hat. Als mir das klar wurde, habe ich meine Forschungsarbeiten sofort eingestellt.«
»Und woran forschen Sie heute?«, wollte Fabiano wissen.
»Ich bin, wenn Sie so wollen, in Rente – jedenfalls was meine Forscherkarriere anbelangt. Diese Privatklinik beherbergt nur neun Patienten mit den unterschiedlichsten neurologischen und psychosomatischen Störungen. Alle stammen aus Familien, die es sich leisten können, ihren geliebten Angehörigen hier unterzubringen. Da mache ich keinen Hehl daraus. Aber die Leute werden nicht abgeschoben und weggesperrt. Wie Sie sicher bereits bemerkt haben, können sich die Patienten hier frei auf dem Gelände bewegen. Jeder wird individuell umsorgt und betreut. Aber wenn Sie sich umsehen möchten – nur zu! Wir haben nichts zu verbergen. Sie brauchen nicht einmal einen Durchsuchungsbeschluss.«
Aber ist der alte Herr wirklich so harmlos? Auf der Rückfahrt tauschen Carletta und Fabiano sich aus:
»Was halten Sie von Professor Winther?«, brach Fabiano unvermittelt das Schweigen.
Carletta hatte den Eindruck, er wolle mit dieser Frage seinen zornigen Ausspruch ihr gegenüber so schnell wie möglich in Vergessenheit bringen. »Einer, der sich gerne reden hört. Den hätte ich gerne mal in Quantico an einen Lügendetektor angeschlossen.«
Nur kurz wandte Fabiano den Blick von der kurvigen Straße ab. »Sie glauben ihm kein Wort, stimmt's?«
»Ich bin von Natur aus misstrauisch. Berufskrankheit!«, antwortete Carletta mit einem Lächeln, das der Commissario als eine Geste des Verzeihens auffassen sollte.
»Professor Winther ist Direktor einer Nervenheilanstalt am Lago di Vernago. Auf seiner Homepage preist er die Ruhe und Abgeschiedenheit seines Hauses an. Er betreut ausschließlich Privatpatienten. In einer knappen halben Stunde werden wir ankommen. Ich war noch nie dort, aber die Lage muss fantastisch sein.« Fabiano zeigte über das Lenkrad nach vorne. »Sehen Sie die riesige Staumauer? Dahinter liegt der See.«
... und als sie ihm schließlich gegenüber stehen:
Hinter dem schweren, mit Eichenholzschnitzereien verzierten Schreibtisch erhob sich ein stattlicher Mann mit kahlgeschorenem Kopf. Carletta schätzte ihn auf mindestens einen Meter neunzig.
»Carletta Tibbs, ich bin Special Agent beim FBI in Quantico«, sagte Carletta, während sie Winthers kräftigen Händedruck spürte.
»Carletta ist ein italienischer Vorname. Ihre Physiognomie ist eindeutig südländisch-mediterran. Haben Sie italienische Vorfahren?«
Sie musste sich zusammennehmen, denn Winthers graugrüne Augen musterten sie mit einem stechenden Blick, dem sie gerne ausgewichen wäre.
Die Ermittler interessieren sich für Professor Winthers Vergangenheit, denn er war weit mehr als "nur" Direktor einer Nervenheilanstalt. In der DDR führte Winther neurochirurgische Experimente an Menschen durch, hatte nach dem Fall der Mauer noch eine Professur in Prag, bevor ihm die Lehrbefugnis entzogen wurde. Bei der Vernehmung kooperiert der Professor mit den Ermittlern, beantwortet bereitwillig ihre Fragen und erweist sich dabei als ausgesprochen eloquent.
Professor Winther machte eine rhetorische Pause und wurde nachdenklich: »Wir mussten feststellen, dass dieselbe Hirnregion nicht bei allen Menschen die gleiche Funktion hat. Als mir das klar wurde, habe ich meine Forschungsarbeiten sofort eingestellt.«
»Und woran forschen Sie heute?«, wollte Fabiano wissen.
»Ich bin, wenn Sie so wollen, in Rente – jedenfalls was meine Forscherkarriere anbelangt. Diese Privatklinik beherbergt nur neun Patienten mit den unterschiedlichsten neurologischen und psychosomatischen Störungen. Alle stammen aus Familien, die es sich leisten können, ihren geliebten Angehörigen hier unterzubringen. Da mache ich keinen Hehl daraus. Aber die Leute werden nicht abgeschoben und weggesperrt. Wie Sie sicher bereits bemerkt haben, können sich die Patienten hier frei auf dem Gelände bewegen. Jeder wird individuell umsorgt und betreut. Aber wenn Sie sich umsehen möchten – nur zu! Wir haben nichts zu verbergen. Sie brauchen nicht einmal einen Durchsuchungsbeschluss.«
Aber ist der alte Herr wirklich so harmlos? Auf der Rückfahrt tauschen Carletta und Fabiano sich aus:
»Was halten Sie von Professor Winther?«, brach Fabiano unvermittelt das Schweigen.
Carletta hatte den Eindruck, er wolle mit dieser Frage seinen zornigen Ausspruch ihr gegenüber so schnell wie möglich in Vergessenheit bringen. »Einer, der sich gerne reden hört. Den hätte ich gerne mal in Quantico an einen Lügendetektor angeschlossen.«
Nur kurz wandte Fabiano den Blick von der kurvigen Straße ab. »Sie glauben ihm kein Wort, stimmt's?«
»Ich bin von Natur aus misstrauisch. Berufskrankheit!«, antwortete Carletta mit einem Lächeln, das der Commissario als eine Geste des Verzeihens auffassen sollte.