Rom: Vatikanbank
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In "Der Feind meines Feindes" ermittelt Georgina May in Ethan Crawfords Auftrag in der Vatikanbank:
Schwarzer Hosenanzug, darunter ein hochgeschlossenes beige-farbenes Hemd. Für den ersten Besuch der Vatikanbank hatte Georgina sich in ihrem Hotelzimmer etwas dezenter gekleidet. Ihr technisches Equipment hatte sie auf ein Minimum reduziert und in einer Umhängetasche untergebracht.
»Ist das so okay?«, fragte sie Flavio, während sie auf dem Absatz ihrer Sneakers eine halbe Drehung vollführte.
Flavio nickte und schmunzelte.
»Wie eine Primadonna siehst Du mit den Schuhen und dieser billigen Tasche nicht aus.«
»Ich gehe auch nicht zum Tanzen.«
»Wir können nicht direkt vor der Bank parken«, erklärte Flavio während der Fahrt.
»Haben die kein Parkhaus?«
Flavio lachte lauthals. »Die meisten Gebäude des Vatikanstaates stammen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Da hat niemand daran gedacht, in den Fundamenten Parkhäuser unterzubringen. Wir parken am Tiber-Ufer und laufen ein Stück. Etwas Sightseeing solltest Du Dir gönnen! Wer weiß, wann Du mal wieder nach Rom kommst! Darf ich Deine Tasche tragen?«
Ihre Tasche trug Georgina selbst. Der Weg führte sie über die Via della Conciliazione direkt auf den Petersplatz ins Zentrum der katholischen Macht. Der Anblick des Petersdoms mit der imposanten Kuppel erinnerte Georgina an das Kapitol in Washington. An diesem heißen Sommernachmittag drängten sich die Touristenmassen um die unzähligen Andenkenstände mit Devotionalien aus schrillbuntem Plastik, den Papst als Wackelfigur für die Hutablage und mit LED-Blinklichtern versehene Modelle des Petersdoms. Georgina fand das geschmacklos und peinlich. Die Schlange vor dem Ticketschalter verstopfte die Arkaden am Rand des Petersplatzes.
»Eine Kirche, die Eintritt verlangt?«, wunderte sich Georgina.
»Gilt als Spende zur Erhaltung des Gebäudes«, raunte Flavio ihr zu. »So reduziert man den Besucheransturm ein wenig. Wir müssen nach rechts in die Via Sant'Anna.«
Georgina war froh, dem Trubel entkommen zu sein. Menschenmassen lösten Angstgefühle und Panik bei ihr aus, aber diese Schwäche wollte sie Flavio gegenüber nicht zeigen.
»Der Palazzo Apostolico! Hier wohnt der Papst!« Flavio deutete auf das vierstöckige Gebäude, das mit einer Ecke an die linke Straßenseite grenzte. »Und das halbrunde Mauerwerk davor sind die Reste des Torre di Niccolò. Der Turm ist heute Sitz der Vatikanbank.«
Georgina hielt die Luft an. Die meterdicken Mauern des nach unten verbreiterten Turmsockels waren fensterlos und wirkten abweisend. Die vor den offenen Stahltüren postierten, stämmigen Wachmänner in ihren anthrazit-grauen Anzügen verstärkten diesen bedrohlichen Gesamteindruck noch, obwohl der weiße Kollar unter ihrem Kinn sie als Geistliche auswies.
»Oh, Signora May und Signor Pedrotti!«, rief einer der beiden, noch bevor Georgina oder Flavio sich vorgestellt hatten. »Kommen Sie! Kommen Sie!«
Der eben noch so abweisend dreinschauende Sicherheitsbeamte mutierte mit einer tiefen Verbeugung zu einem devoten Bückling und gab den beiden mit einer ausladenden Handbewegung zu verstehen, dass sie passieren konnten.
Das nüchterne, moderne Interieur der Vatikanbank stand im krassen Gegensatz zu ihrer mittelalterlichen Fassade und unterschied sich kaum von Banken, wie Georgina sie aus den Vereinigten Staaten kannte.
»Ms. May, ich bin Sheamus McFarland«, begrüßte sie ein junger, dunkelblonder Mann, dessen Name auf eine irische Abstammung hindeutete. »Seine Exzellenz lässt sich entschuldigen. Ich soll Ihnen hier alles zeigen. Ich bin bei der Vatikanbank für die Pflege und Sicherung der Datenbanken verantwortlich. Genaugenommen, sind wir also Kollegen.«
»Freut mich, Sheamus«, erwiderte Georgina mit einem Lächeln, vermied jedoch den Handschlag. »Datenanalystin war ich früher einmal. Ich arbeite nun als Special Agent für Cybercrime.«
»Oh, verzeihen Sie, Ms. May!«
»Nennen Sie mich bitte Georgina!«, versuchte sie, das Eis zu brechen. Sie war froh, wenigstens einer Person in dieser Bank zu begegnen, die kein kirchliches Amt bekleidete – sofern sie aus Sheamus' ziviler Kleidung diesen Schluss ziehen durfte.
Schwarzer Hosenanzug, darunter ein hochgeschlossenes beige-farbenes Hemd. Für den ersten Besuch der Vatikanbank hatte Georgina sich in ihrem Hotelzimmer etwas dezenter gekleidet. Ihr technisches Equipment hatte sie auf ein Minimum reduziert und in einer Umhängetasche untergebracht.
»Ist das so okay?«, fragte sie Flavio, während sie auf dem Absatz ihrer Sneakers eine halbe Drehung vollführte.
Flavio nickte und schmunzelte.
»Wie eine Primadonna siehst Du mit den Schuhen und dieser billigen Tasche nicht aus.«
»Ich gehe auch nicht zum Tanzen.«
»Wir können nicht direkt vor der Bank parken«, erklärte Flavio während der Fahrt.
»Haben die kein Parkhaus?«
Flavio lachte lauthals. »Die meisten Gebäude des Vatikanstaates stammen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Da hat niemand daran gedacht, in den Fundamenten Parkhäuser unterzubringen. Wir parken am Tiber-Ufer und laufen ein Stück. Etwas Sightseeing solltest Du Dir gönnen! Wer weiß, wann Du mal wieder nach Rom kommst! Darf ich Deine Tasche tragen?«
Ihre Tasche trug Georgina selbst. Der Weg führte sie über die Via della Conciliazione direkt auf den Petersplatz ins Zentrum der katholischen Macht. Der Anblick des Petersdoms mit der imposanten Kuppel erinnerte Georgina an das Kapitol in Washington. An diesem heißen Sommernachmittag drängten sich die Touristenmassen um die unzähligen Andenkenstände mit Devotionalien aus schrillbuntem Plastik, den Papst als Wackelfigur für die Hutablage und mit LED-Blinklichtern versehene Modelle des Petersdoms. Georgina fand das geschmacklos und peinlich. Die Schlange vor dem Ticketschalter verstopfte die Arkaden am Rand des Petersplatzes.
»Eine Kirche, die Eintritt verlangt?«, wunderte sich Georgina.
»Gilt als Spende zur Erhaltung des Gebäudes«, raunte Flavio ihr zu. »So reduziert man den Besucheransturm ein wenig. Wir müssen nach rechts in die Via Sant'Anna.«
Georgina war froh, dem Trubel entkommen zu sein. Menschenmassen lösten Angstgefühle und Panik bei ihr aus, aber diese Schwäche wollte sie Flavio gegenüber nicht zeigen.
»Der Palazzo Apostolico! Hier wohnt der Papst!« Flavio deutete auf das vierstöckige Gebäude, das mit einer Ecke an die linke Straßenseite grenzte. »Und das halbrunde Mauerwerk davor sind die Reste des Torre di Niccolò. Der Turm ist heute Sitz der Vatikanbank.«
Georgina hielt die Luft an. Die meterdicken Mauern des nach unten verbreiterten Turmsockels waren fensterlos und wirkten abweisend. Die vor den offenen Stahltüren postierten, stämmigen Wachmänner in ihren anthrazit-grauen Anzügen verstärkten diesen bedrohlichen Gesamteindruck noch, obwohl der weiße Kollar unter ihrem Kinn sie als Geistliche auswies.
»Oh, Signora May und Signor Pedrotti!«, rief einer der beiden, noch bevor Georgina oder Flavio sich vorgestellt hatten. »Kommen Sie! Kommen Sie!«
Der eben noch so abweisend dreinschauende Sicherheitsbeamte mutierte mit einer tiefen Verbeugung zu einem devoten Bückling und gab den beiden mit einer ausladenden Handbewegung zu verstehen, dass sie passieren konnten.
Das nüchterne, moderne Interieur der Vatikanbank stand im krassen Gegensatz zu ihrer mittelalterlichen Fassade und unterschied sich kaum von Banken, wie Georgina sie aus den Vereinigten Staaten kannte.
»Ms. May, ich bin Sheamus McFarland«, begrüßte sie ein junger, dunkelblonder Mann, dessen Name auf eine irische Abstammung hindeutete. »Seine Exzellenz lässt sich entschuldigen. Ich soll Ihnen hier alles zeigen. Ich bin bei der Vatikanbank für die Pflege und Sicherung der Datenbanken verantwortlich. Genaugenommen, sind wir also Kollegen.«
»Freut mich, Sheamus«, erwiderte Georgina mit einem Lächeln, vermied jedoch den Handschlag. »Datenanalystin war ich früher einmal. Ich arbeite nun als Special Agent für Cybercrime.«
»Oh, verzeihen Sie, Ms. May!«
»Nennen Sie mich bitte Georgina!«, versuchte sie, das Eis zu brechen. Sie war froh, wenigstens einer Person in dieser Bank zu begegnen, die kein kirchliches Amt bekleidete – sofern sie aus Sheamus' ziviler Kleidung diesen Schluss ziehen durfte.