Pibor, Südsudan
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Pibor, zur Kolonialzeit Fort Bruce, ist eine kleine Stadt im Osten des Südsudan. Hier spielt ein Großteil der Handlung von 'Wo die Welt verwest'. 2012 geriet die Stadt in die Schlagzeilen, nachdem ein Stammeskrieg in der Stadt und Umgebung über tausend Todesopfer gefordert hatte. 2021 herrschte in der Gegend eine Hungersnot. Südwestlich der Stadt liegt der Boma-Nationalpark, der in der Story ebenfalls vorkommt.
Im Krankenhaus von Pibor arbeitet Aluek Ayoya, die meinen Lesern aus 'Der Feind meines Feindes' bereits bekannt ist und mit Georgina May weiterhin in Kontakt steht.
»Gut, dass ich Dich jetzt erreiche!« Aluek klang kurzatmig. »Hier verschwinden Menschen! Ich habe Angst!«
Georgina atmete tief durch. »Dann solltest Du so schnell wie möglich dort verschwinden! Das habe ich Dir schon mehrfach geraten und ich sage es Dir wieder!«
»Da ist noch etwas. Unsere Klinik war früher voll von Neugeborenen. Momentan haben wir nur zwei Säuglinge. Und die sind von Frauen, die aus anderen Gegenden hier in Pibor Zuflucht gesucht haben. In den letzten Monaten ist keine Frau in Pibor schwanger geworden!«
»Kein Wunder bei dem Chaos, das bei Euch herrscht. Die Natur reguliert so etwas von selbst!«
Das Telefonat mit Aluek spukte in ihrem Kopf herum. 'Hier verschwinden Menschen!', hatte sie gesagt. Als Aluek ihr berichtet hatte, dass sie in den Südsudan zurückgekehrt war und dort arbeitete, hatte sie über Pibor recherchiert. Dieser Ort im Osten des Landes war ein heißes Pflaster. Vor zehn Jahren hatte dort ein Stammeskrieg getobt, angeblich ausgelöst durch Viehdiebstahl. Im Zuge der Auseinandersetzungen wurden allein in Pibor über tausend Frauen und Kinder entführt, mehr als dreitausend Menschen brutal niedergemetzelt. Nun sorgte das Militär für Ruhe und schützte die dortige Krankenstation.
Schließlich lässt Georgina May sich doch überreden, in den Südsudan zu reisen. Alueks Mann Jengo holt sie vom Flughafen der Hauptstadt Juba ab. Er arbeitet als Landvermesser und fliegt eine zweisitzige Probellermaschine.
»Da vorne liegt Pibor.« Jengo reduzierte die Flughöhe. »Ich werde einen Bogen fliegen, da ich von Norden her anfliegen muss.«
Georgina blickte aus dem Seitenfenster. Unter ihr erstreckte sich eine wirre Ansammlung von Hütten, Baracken und Wohncontainern. »Ist das hier auch der Weiße Nil?«, fragte sie, als sie den Fluss erblickte, an dem die Siedlung lag.
»Nein, der Fluss heißt ebenfalls Pibor. Weiter unterhalb nördlich von hier ist er der Grenzfluss zwischen Südsudan und Äthiopien, verbindet sich dann mit dem Sobat und dieser mündet im äußersten Norden des Landes in den Weißen Nil.«
»Sind wir so nah an Äthiopien?«
»Von hier ist die Grenze knapp hundert Kilometer entfernt. Der Flugplatz hat keine Anbindung an den öffentlichen Flugverkehr.«
»Wieviel Einwohner hat Pibor?«
»Frag mich was Leichteres! Offiziell hat Pibor nur tausend Einwohner. Dazu kommt eine unbekannte Zahl von Binnenflüchtlingen, die kommen und gehen. In der weißen Baracke schräg unter uns liegt das Krankenhaus, in dem Aluek arbeitet, sowie eine Schule, in der ehemalige Kindersoldaten unterrichtet werden.«
Jengo zog die Maschine nach links und setzte zum Landeanflug an. Die staubige Piste lag direkt vor ihnen.
»Ist dort das Flüchtlingslager?« Georgina deutete auf die Ansammlung von Gebäuden links von der Landebahn.
»Nein, die Flüchtlinge sind neben dem Krankenhaus untergebracht. Dort neben dem Flugplatz hausen die Russen.«
»Die Russen?«, wunderte sich Georgina.
»Wir nennen sie so. Es sind Söldner. Der Kommandant und einige seiner Männer sind Russen, woher die anderen Söldner kommen, weiß niemand so genau. Es ist eine Privatarmee, die hier für Ordnung sorgt.«
»Hat Südsudan keine eigenen Soldaten?«
»Ja, aber viel zu wenig. Und die sind woanders eingesetzt.«
Im Krankenhaus von Pibor arbeitet Aluek Ayoya, die meinen Lesern aus 'Der Feind meines Feindes' bereits bekannt ist und mit Georgina May weiterhin in Kontakt steht.
»Gut, dass ich Dich jetzt erreiche!« Aluek klang kurzatmig. »Hier verschwinden Menschen! Ich habe Angst!«
Georgina atmete tief durch. »Dann solltest Du so schnell wie möglich dort verschwinden! Das habe ich Dir schon mehrfach geraten und ich sage es Dir wieder!«
»Da ist noch etwas. Unsere Klinik war früher voll von Neugeborenen. Momentan haben wir nur zwei Säuglinge. Und die sind von Frauen, die aus anderen Gegenden hier in Pibor Zuflucht gesucht haben. In den letzten Monaten ist keine Frau in Pibor schwanger geworden!«
»Kein Wunder bei dem Chaos, das bei Euch herrscht. Die Natur reguliert so etwas von selbst!«
Das Telefonat mit Aluek spukte in ihrem Kopf herum. 'Hier verschwinden Menschen!', hatte sie gesagt. Als Aluek ihr berichtet hatte, dass sie in den Südsudan zurückgekehrt war und dort arbeitete, hatte sie über Pibor recherchiert. Dieser Ort im Osten des Landes war ein heißes Pflaster. Vor zehn Jahren hatte dort ein Stammeskrieg getobt, angeblich ausgelöst durch Viehdiebstahl. Im Zuge der Auseinandersetzungen wurden allein in Pibor über tausend Frauen und Kinder entführt, mehr als dreitausend Menschen brutal niedergemetzelt. Nun sorgte das Militär für Ruhe und schützte die dortige Krankenstation.
Schließlich lässt Georgina May sich doch überreden, in den Südsudan zu reisen. Alueks Mann Jengo holt sie vom Flughafen der Hauptstadt Juba ab. Er arbeitet als Landvermesser und fliegt eine zweisitzige Probellermaschine.
»Da vorne liegt Pibor.« Jengo reduzierte die Flughöhe. »Ich werde einen Bogen fliegen, da ich von Norden her anfliegen muss.«
Georgina blickte aus dem Seitenfenster. Unter ihr erstreckte sich eine wirre Ansammlung von Hütten, Baracken und Wohncontainern. »Ist das hier auch der Weiße Nil?«, fragte sie, als sie den Fluss erblickte, an dem die Siedlung lag.
»Nein, der Fluss heißt ebenfalls Pibor. Weiter unterhalb nördlich von hier ist er der Grenzfluss zwischen Südsudan und Äthiopien, verbindet sich dann mit dem Sobat und dieser mündet im äußersten Norden des Landes in den Weißen Nil.«
»Sind wir so nah an Äthiopien?«
»Von hier ist die Grenze knapp hundert Kilometer entfernt. Der Flugplatz hat keine Anbindung an den öffentlichen Flugverkehr.«
»Wieviel Einwohner hat Pibor?«
»Frag mich was Leichteres! Offiziell hat Pibor nur tausend Einwohner. Dazu kommt eine unbekannte Zahl von Binnenflüchtlingen, die kommen und gehen. In der weißen Baracke schräg unter uns liegt das Krankenhaus, in dem Aluek arbeitet, sowie eine Schule, in der ehemalige Kindersoldaten unterrichtet werden.«
Jengo zog die Maschine nach links und setzte zum Landeanflug an. Die staubige Piste lag direkt vor ihnen.
»Ist dort das Flüchtlingslager?« Georgina deutete auf die Ansammlung von Gebäuden links von der Landebahn.
»Nein, die Flüchtlinge sind neben dem Krankenhaus untergebracht. Dort neben dem Flugplatz hausen die Russen.«
»Die Russen?«, wunderte sich Georgina.
»Wir nennen sie so. Es sind Söldner. Der Kommandant und einige seiner Männer sind Russen, woher die anderen Söldner kommen, weiß niemand so genau. Es ist eine Privatarmee, die hier für Ordnung sorgt.«
»Hat Südsudan keine eigenen Soldaten?«
»Ja, aber viel zu wenig. Und die sind woanders eingesetzt.«