Nadja Castellan
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»Ein schöner Tag zum Blutvergießen!« (aus 'Hounded-Gehetzt')»Weißt Du, wie leidenschaftlich ein Kuss sein kann, wenn das Blut aus der Schlagader bis hoch in den Mundraum gurgelt? Wenn sich der metallische Geschmack des roten Saftes mit den sauren Absonderungen der Schleimhäute vermischt? Nein? Ich weiß es!« (aus 'Der Feind meines Feindes')
»Ein schöner Tag zum Blutvergießen!« (aus 'Hounded-Gehetzt')»Weißt Du, wie leidenschaftlich ein Kuss sein kann, wenn das Blut aus der Schlagader bis hoch in den Mundraum gurgelt? Wenn sich der metallische Geschmack des roten Saftes mit den sauren Absonderungen der Schleimhäute vermischt? Nein? Ich weiß es!« (aus 'Der Feind meines Feindes')
Nein. Schmerz verspürte Nadja keinen. Warum, das konnte sie sich selbst nicht erklären. Unkontrolliert schlitterte ihr Körper über den Asphalt der Küstenstraße 90A bei Arroyo De Piedras nördlich von Cartagena, Kolumbien. Das war's dann also!
'Nadja Teresita Castellan – 14.5.1989 – 14.5.2005' würde auf ihrem Grabstein stehen. An ihrem sechszehnten Geburtstag bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen. Cómo tragico! Wie tragisch!
Mit diesem tragischen Motorradunfall im Jahre 2005 beginnt "Nadja", das Prequel, in dem die Jugend und Vorgeschichte von Nadja Castellan behandelt wird. Ohne jetzt zu viel zu spoilern: Nadja überlebt, bleibt aber nach ihrer Genesung schwer gezeichnet.
Ihre geschiedene Mutter holt Nadja aus Kolumbien zu sich in die USA, damit sie dort nach ihrer Genesung ihren Highschool-Abschluss nachholen kann. Aber Nadja tut sich in der neuen Umgebung schwer:
Als ihre Tochter die Sonnenblende über dem Beifahrersitz des Lincoln Zephyr herunterklappte und sich im Spiegel betrachtete, wandte Roxana den Blick von der Straße ab und schaute zur Seite.
»Nadja, Deine Brille sitzt! Niemand sieht Dein Auge und die Narben!«
Hastig klappte Nadja die Sonnenblende wieder nach oben. Der Himmel über La Jolla, einem exklusiven, vornehmen Vorort im Norden San Diegos war an diesem Vormittag diesig.
»Hast Du die Krücken dabei?«, wollte Roxana sich vergewissern.
»Nein«, kam als trotzige Antwort.
»Nadja, Du darfst das Bein noch nicht voll belasten!«
»Nadja, Du darfst das Bein noch nicht voll belasten!«, äffte die Siebzehnjährige ihre Mutter nach. »Nadja, Du musst das! Nadja, sei vorsichtig! Seit über einem Jahr höre ich nichts anderes! Du hättest mich in Kolumbien verrecken lassen sollen!«
Die erste Stunde in der neuen Klasse wird zum Desaster:
Spöttisches Gejohle hatte Nadja erwartet, als Ms. Linwood die Tür zum Unterrichtsraum öffnete. Stattdessen hätte man eine Stecknadel fallen hören. Die zwanzig Schüler und Schülerinnen waren in eine Aufgabe vertieft, als ihre Lehrerin mit der Neuen den Raum betrat.
»Alle mal herhören!«
Wie auf Kommando blickten alle auf, als Ms. Linwood in die Hände klatschte.
»Darf ich Euch vorstellen? Nadja, unsere neue Schülerin. Ich erwarte von jedem von Euch, dass Ihr sie in unserer Gemeinschaft willkommen heißt und mit Respekt behandelt.«
Es war ein Latino in der dritten Reihe, der sich demonstrativ eine Sonnenbrille aufsetzte, sie mit offenem Mund und gemimten Entsetzen anstarrte und mit gespielt düsterer Stimme sagte: »Wow, Schwester! Willkommen in der Welt der Vampirjäger! Ich habe auf Dich gewartet!«
»Juanito, lass den Quatsch!«, herrschte Ms. Linwood den Klassenkasper an.
Aber da machte bereits ein Glucksen und Kichern unter den Schülern die Runde. Innerlich kochte Nadja vor Wut, ließ sich aber nichts anmerken. Selbstbeherrschung! Das hatte sie gelernt.
Juanito jedenfalls wird sein Ausspruch noch Leid tun ...
Im Oktober 2007 ereilt Nadja ein weiterer Schicksalsschlag, der ihren weiteren Lebensweg und ihre persönliche Entwicklung entscheidend beeinflusst.
'Nadja Teresita Castellan – 14.5.1989 – 14.5.2005' würde auf ihrem Grabstein stehen. An ihrem sechszehnten Geburtstag bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen. Cómo tragico! Wie tragisch!
Mit diesem tragischen Motorradunfall im Jahre 2005 beginnt "Nadja", das Prequel, in dem die Jugend und Vorgeschichte von Nadja Castellan behandelt wird. Ohne jetzt zu viel zu spoilern: Nadja überlebt, bleibt aber nach ihrer Genesung schwer gezeichnet.
Ihre geschiedene Mutter holt Nadja aus Kolumbien zu sich in die USA, damit sie dort nach ihrer Genesung ihren Highschool-Abschluss nachholen kann. Aber Nadja tut sich in der neuen Umgebung schwer:
Als ihre Tochter die Sonnenblende über dem Beifahrersitz des Lincoln Zephyr herunterklappte und sich im Spiegel betrachtete, wandte Roxana den Blick von der Straße ab und schaute zur Seite.
»Nadja, Deine Brille sitzt! Niemand sieht Dein Auge und die Narben!«
Hastig klappte Nadja die Sonnenblende wieder nach oben. Der Himmel über La Jolla, einem exklusiven, vornehmen Vorort im Norden San Diegos war an diesem Vormittag diesig.
»Hast Du die Krücken dabei?«, wollte Roxana sich vergewissern.
»Nein«, kam als trotzige Antwort.
»Nadja, Du darfst das Bein noch nicht voll belasten!«
»Nadja, Du darfst das Bein noch nicht voll belasten!«, äffte die Siebzehnjährige ihre Mutter nach. »Nadja, Du musst das! Nadja, sei vorsichtig! Seit über einem Jahr höre ich nichts anderes! Du hättest mich in Kolumbien verrecken lassen sollen!«
Die erste Stunde in der neuen Klasse wird zum Desaster:
Spöttisches Gejohle hatte Nadja erwartet, als Ms. Linwood die Tür zum Unterrichtsraum öffnete. Stattdessen hätte man eine Stecknadel fallen hören. Die zwanzig Schüler und Schülerinnen waren in eine Aufgabe vertieft, als ihre Lehrerin mit der Neuen den Raum betrat.
»Alle mal herhören!«
Wie auf Kommando blickten alle auf, als Ms. Linwood in die Hände klatschte.
»Darf ich Euch vorstellen? Nadja, unsere neue Schülerin. Ich erwarte von jedem von Euch, dass Ihr sie in unserer Gemeinschaft willkommen heißt und mit Respekt behandelt.«
Es war ein Latino in der dritten Reihe, der sich demonstrativ eine Sonnenbrille aufsetzte, sie mit offenem Mund und gemimten Entsetzen anstarrte und mit gespielt düsterer Stimme sagte: »Wow, Schwester! Willkommen in der Welt der Vampirjäger! Ich habe auf Dich gewartet!«
»Juanito, lass den Quatsch!«, herrschte Ms. Linwood den Klassenkasper an.
Aber da machte bereits ein Glucksen und Kichern unter den Schülern die Runde. Innerlich kochte Nadja vor Wut, ließ sich aber nichts anmerken. Selbstbeherrschung! Das hatte sie gelernt.
Juanito jedenfalls wird sein Ausspruch noch Leid tun ...
Im Oktober 2007 ereilt Nadja ein weiterer Schicksalsschlag, der ihren weiteren Lebensweg und ihre persönliche Entwicklung entscheidend beeinflusst.
Und welche Musik hört die achtzehnjährige Nadja im Jahr 2007?
Den Nachmittag hatten die beiden am Pool der Villa verbracht, die Nadja mittlerweile als ihr eigen bezeichnen konnte. Aus zwei Badehandtüchern hatten sie sich auf dem Rasen ein Lager bereitet, auf dem sich ihre nackten Körper gegenseitig wärmten. An den mobilen CD-Player hatten sie Lautsprecher angeschlossen. Sie hörten 'Kiss of Death', das neue Album von Motörhead. Den Song 'God Was Never On Your Side' hatten sie auf Dauerschleife gestellt.
Den Nachmittag hatten die beiden am Pool der Villa verbracht, die Nadja mittlerweile als ihr eigen bezeichnen konnte. Aus zwei Badehandtüchern hatten sie sich auf dem Rasen ein Lager bereitet, auf dem sich ihre nackten Körper gegenseitig wärmten. An den mobilen CD-Player hatten sie Lautsprecher angeschlossen. Sie hörten 'Kiss of Death', das neue Album von Motörhead. Den Song 'God Was Never On Your Side' hatten sie auf Dauerschleife gestellt.
Jahre später in "Hounded - Gehetzt" ist Nadja in die Illegalität abgetaucht und gehört einer Organisation an, die im Darknet spezielle Abenteuer-Programme für sehr reiche Kunden anbietet:
»So meine Herren«, begann Nadja, kaum dass die Tür geschlossen war, »ich hoffe Sie hatten eine gute Anreise und sind bereit für ein aufregendes Rollenspiel. Einige Dinge habe ich ja im Einzelgespräch mit Ihnen schon erklärt. In diesem Spiel haben Sie die Rolle der Waldläufer. Dort draußen in der Wilderness werden Sie auf sich alleine gestellt sein. Es gelten die Gesetze der Natur und die Gesetze des Rollenspiels. Sie brauchen sich also keine Gedanken machen. Wir spielen in einer abgeschlossenen Welt. Niemand wird Sie für das, was Sie in den nächsten Tagen tun, jemals zur Rechenschaft ziehen.«
»Klingt gut«, meinte Burns, »aber wir befinden uns immer noch auf dem Territorium der Vereinigten Staaten.«
»Das ist richtig«, versuchte Nadja diese Bedenken zu zerstreuen. »Wir haben alles durch Verträge abgesichert. Wenn es hart auf hart kommen sollte – was ich mir nicht vorstellen kann – können Sie sich auf diese Verträge berufen. Offiziell und nach Ihrem besten Wissen und Gewissen sind Sie Teilnehmer an einem Rollenspiel, bei dem nichts gegen den Willen eines anderen Teilnehmers geschieht. Niemand wird Ihnen das Gegenteil beweisen können.«
»Und was ist, wenn das Opfer gegen uns aussagt?«, fragte Kendall.
»Das haben Sie mich bei unserem ersten Gespräch schon gefragt«, entgegnete Nadja etwas ungehalten. »Ich kann Ihnen allen nur soviel dazu sagen: Wir haben Vorkehrungen getroffen, dass dies nicht passiert. Mehr kann und werde ich Ihnen dazu nicht sagen. Aber wenn es Sie beruhigt: es steht Ihnen frei, bei diesem Rollenspiel eine Maske zu tragen.«
»So meine Herren«, begann Nadja, kaum dass die Tür geschlossen war, »ich hoffe Sie hatten eine gute Anreise und sind bereit für ein aufregendes Rollenspiel. Einige Dinge habe ich ja im Einzelgespräch mit Ihnen schon erklärt. In diesem Spiel haben Sie die Rolle der Waldläufer. Dort draußen in der Wilderness werden Sie auf sich alleine gestellt sein. Es gelten die Gesetze der Natur und die Gesetze des Rollenspiels. Sie brauchen sich also keine Gedanken machen. Wir spielen in einer abgeschlossenen Welt. Niemand wird Sie für das, was Sie in den nächsten Tagen tun, jemals zur Rechenschaft ziehen.«
»Klingt gut«, meinte Burns, »aber wir befinden uns immer noch auf dem Territorium der Vereinigten Staaten.«
»Das ist richtig«, versuchte Nadja diese Bedenken zu zerstreuen. »Wir haben alles durch Verträge abgesichert. Wenn es hart auf hart kommen sollte – was ich mir nicht vorstellen kann – können Sie sich auf diese Verträge berufen. Offiziell und nach Ihrem besten Wissen und Gewissen sind Sie Teilnehmer an einem Rollenspiel, bei dem nichts gegen den Willen eines anderen Teilnehmers geschieht. Niemand wird Ihnen das Gegenteil beweisen können.«
»Und was ist, wenn das Opfer gegen uns aussagt?«, fragte Kendall.
»Das haben Sie mich bei unserem ersten Gespräch schon gefragt«, entgegnete Nadja etwas ungehalten. »Ich kann Ihnen allen nur soviel dazu sagen: Wir haben Vorkehrungen getroffen, dass dies nicht passiert. Mehr kann und werde ich Ihnen dazu nicht sagen. Aber wenn es Sie beruhigt: es steht Ihnen frei, bei diesem Rollenspiel eine Maske zu tragen.«
In der Anfangsszene von "Der Feind meines Feindes" wird Nadja nach einem Selbstmordversuch aus dem Frauengefängnis in eine psychiatrische Anstalt überstellt.
»Scheißwetter, verfluchtes!«
Ernie Bullard blickte angestrengt über das Lenkrad und versuchte in der Dunkelheit die Straßenmarkierungen zu erahnen. So schnell konnten die Scheibenwischer die Wassermassen gar nicht von der Windschutzscheibe schieben, wie der Regen von oben, von vorne und von der Seite auf die Scheiben prasselte.
»Wofür haben wir die Krankenstation? Wieso müssen wir kurz vor Feierabend eine Bitch, die sich die Pulsadern aufgeschnitten hat, hierher kutschieren?« Ernie riss am Lenkrad. Fast wären sie im Straßengraben gelandet.
»Fahr langsamer!«, ermahnte ihn Judy Silver. »Die Anordnung kam vom Direktor. Ich glaube, er will sie loswerden.«
Judy und Ernie arbeiteten in Camp Alderson, West Virginia, einem Bundesgefängnis für Frauen. Judy war Aufseherin, Ernie fungierte als Fahrer für Gefangenentransporte. An diesem Abend hatten sie nur eine Passagierin an Bord ihres Kleinbusses. Judy drehte sich um. Die Gefangene wirkte apathisch und in sich zusammengesunken. Eine bequemere Sitzposition ließen ihre Ketten, mit denen sie am Sitz fixiert war, nicht zu.
»Hier muss es sein!« 'Welcome to White Rock Sanatorium', las Ernie auf dem Schild vor dem Toreingang.
Er hatte schon befürchtet, aussteigen zu müssen, da er seinen Van nicht nahe genug an der Sprechanlage zum Stehen gebracht hatte, als sich das Tor automatisch öffnete.
»Hier kann ja jeder rein!«, wunderte sich Ernie.
»Sie erwarten uns. Der eigentliche Sicherheitstrakt liegt im Haus. Die Bundesbehörden haben Verstärkung für die Bewachung angefordert. Die kommt aber erst morgen.«
»Bundesbehörden? Was hat sie denn so Schlimmes angestellt?«, fragte Ernie wissbegierig.
»Das wissen nicht einmal wir«, stöhnte Judy. »Die Akte ist unter Verschluss. Der Prozess hat vergangenen Monat vor einem Bundesgericht unter Ausschluss der Öffentlichkeit begonnen und musste mehrfach unterbrochen werden. Es wird gemunkelt, ihr drohe die Todesstrafe.«
»Ein Bundesrichter, der eine Frau in den Todestrakt schickt? Kann ich mir nicht vorstellen! Und sie lassen Dich mit so einer alleine?« Ernie schüttelte verständnislos den Kopf.
»Sparmaßnahmen!«, seufzte Judy. »Und für den Fall der Fälle habe ich das hier!« Mit der flachen Hand schlug sie auf die Reizgas-Spraydose an ihrem Gürtel.
Als der Kleinbus aus Camp Alderson vor dem Hauptgebäude hielt, wurden sie am hell erleuchteten Eingang von zwei Pflegern, einem Mann und einer Frau erwartet.
»Judy Silver, Camp Alderson! Wir haben da was für Euch!«
»Jelena Kovac«, erwiderte eine Frau mit scharfem Akzent den Gruß. »Das ist mein Kollege Joe Carman. Warum so spät?«
»Ging nicht früher. Sie musste ärztlich versorgt und geduscht werden. Und dann dieses Wetter! Glauben Sie mir, ich hätte auch gerne Feierabend. Ernie, mach auf!«
Judy donnerte mit der flachen Hand gegen das Blech, worauf Ernie die hintere Seitentür entriegelte. Sie verschwand im Halbdunkel. Ketten rasselten. »Los! Aufstehen! Mach Dich nicht so schwer!«
Was wenig später am Ausgang auftauchte und von der Eingangsbeleuchtung beschienen wurde, ließ die beiden Pfleger zusammenzucken. Die Frau im orangefarbenen Overall war kahlgeschoren. Eine grässliche Narbe entstellte ihr Gesicht im Bereich der Augen. Das linke Auge lag leicht versetzt in der unvollständig vernarbten Augenhöhle und schielte nach außen. Jetzt, wo sie nach unten auf die Stufen des Kleinbusses sah, erkannten die Pfleger, dass eine metallisch schimmernden Platte einen Teil der Schädeldecke ausmachte. An den Rändern hatten Hautwülste das Metall umwachsen.
»Wenn ich so rumlaufen müsste, würde ich mich auch umbringen«, murmelte Joe, worauf Jelena ihm einen Rempler verpasste.
ACHTUNG SPOILER! Nadja wird von ihren früheren Kumpanen befreit. Und im Darknet werden wieder spezielle Abenteuerprogramme angeboten ...
»Scheißwetter, verfluchtes!«
Ernie Bullard blickte angestrengt über das Lenkrad und versuchte in der Dunkelheit die Straßenmarkierungen zu erahnen. So schnell konnten die Scheibenwischer die Wassermassen gar nicht von der Windschutzscheibe schieben, wie der Regen von oben, von vorne und von der Seite auf die Scheiben prasselte.
»Wofür haben wir die Krankenstation? Wieso müssen wir kurz vor Feierabend eine Bitch, die sich die Pulsadern aufgeschnitten hat, hierher kutschieren?« Ernie riss am Lenkrad. Fast wären sie im Straßengraben gelandet.
»Fahr langsamer!«, ermahnte ihn Judy Silver. »Die Anordnung kam vom Direktor. Ich glaube, er will sie loswerden.«
Judy und Ernie arbeiteten in Camp Alderson, West Virginia, einem Bundesgefängnis für Frauen. Judy war Aufseherin, Ernie fungierte als Fahrer für Gefangenentransporte. An diesem Abend hatten sie nur eine Passagierin an Bord ihres Kleinbusses. Judy drehte sich um. Die Gefangene wirkte apathisch und in sich zusammengesunken. Eine bequemere Sitzposition ließen ihre Ketten, mit denen sie am Sitz fixiert war, nicht zu.
»Hier muss es sein!« 'Welcome to White Rock Sanatorium', las Ernie auf dem Schild vor dem Toreingang.
Er hatte schon befürchtet, aussteigen zu müssen, da er seinen Van nicht nahe genug an der Sprechanlage zum Stehen gebracht hatte, als sich das Tor automatisch öffnete.
»Hier kann ja jeder rein!«, wunderte sich Ernie.
»Sie erwarten uns. Der eigentliche Sicherheitstrakt liegt im Haus. Die Bundesbehörden haben Verstärkung für die Bewachung angefordert. Die kommt aber erst morgen.«
»Bundesbehörden? Was hat sie denn so Schlimmes angestellt?«, fragte Ernie wissbegierig.
»Das wissen nicht einmal wir«, stöhnte Judy. »Die Akte ist unter Verschluss. Der Prozess hat vergangenen Monat vor einem Bundesgericht unter Ausschluss der Öffentlichkeit begonnen und musste mehrfach unterbrochen werden. Es wird gemunkelt, ihr drohe die Todesstrafe.«
»Ein Bundesrichter, der eine Frau in den Todestrakt schickt? Kann ich mir nicht vorstellen! Und sie lassen Dich mit so einer alleine?« Ernie schüttelte verständnislos den Kopf.
»Sparmaßnahmen!«, seufzte Judy. »Und für den Fall der Fälle habe ich das hier!« Mit der flachen Hand schlug sie auf die Reizgas-Spraydose an ihrem Gürtel.
Als der Kleinbus aus Camp Alderson vor dem Hauptgebäude hielt, wurden sie am hell erleuchteten Eingang von zwei Pflegern, einem Mann und einer Frau erwartet.
»Judy Silver, Camp Alderson! Wir haben da was für Euch!«
»Jelena Kovac«, erwiderte eine Frau mit scharfem Akzent den Gruß. »Das ist mein Kollege Joe Carman. Warum so spät?«
»Ging nicht früher. Sie musste ärztlich versorgt und geduscht werden. Und dann dieses Wetter! Glauben Sie mir, ich hätte auch gerne Feierabend. Ernie, mach auf!«
Judy donnerte mit der flachen Hand gegen das Blech, worauf Ernie die hintere Seitentür entriegelte. Sie verschwand im Halbdunkel. Ketten rasselten. »Los! Aufstehen! Mach Dich nicht so schwer!«
Was wenig später am Ausgang auftauchte und von der Eingangsbeleuchtung beschienen wurde, ließ die beiden Pfleger zusammenzucken. Die Frau im orangefarbenen Overall war kahlgeschoren. Eine grässliche Narbe entstellte ihr Gesicht im Bereich der Augen. Das linke Auge lag leicht versetzt in der unvollständig vernarbten Augenhöhle und schielte nach außen. Jetzt, wo sie nach unten auf die Stufen des Kleinbusses sah, erkannten die Pfleger, dass eine metallisch schimmernden Platte einen Teil der Schädeldecke ausmachte. An den Rändern hatten Hautwülste das Metall umwachsen.
»Wenn ich so rumlaufen müsste, würde ich mich auch umbringen«, murmelte Joe, worauf Jelena ihm einen Rempler verpasste.
ACHTUNG SPOILER! Nadja wird von ihren früheren Kumpanen befreit. Und im Darknet werden wieder spezielle Abenteuerprogramme angeboten ...